Karos und Hosen, das ist wohl das, was jeder mit "Gewand der Kelten" verbindet. Wir haben schließlich alle unseren Asterix gelesen.
Und es stimmt auch, Hosen waren etwas, das die Kelten von den Römern unterschied und worüber sich die Römer fast ein wenig lustig zu machen schienen. Zumindest solange, bis die Römer sich in nördlichere Gefilde vorwagten und feststellten, dass Hosen keine so dumme Idee sind …
Und auch die Karos sind durchaus korrekt, das wissen wir von Stoff-Funden (mehr Stoff-Fitzelchen-Funden). Aber es wird auch von Streifen berichtet, vor allem aber davon, dass die Kelten es bunt liebten.
"Bunt" war damals natürlich noch anders "bunt" als heute. Pink, neongelb oder andere künstliche Farben gab es nicht, nur was die Natur mittels Pflanzen bot. So reichte die Farbpalette von Gelb zu Grün, Rot und Blau in allen Schattierungen und Mischungen. Wolle kam schon von Natur aus in diversen weiß-braun-schwarz Tönen, wurde aber ebenso wie Pflanzenmaterial auch gefärbt.
Gelb wurde zB durch Färben mit Färberkamille erzeugt oder mit Färber-Wau (ich liebe diesen Namen! "Diese Pflanze ist Wau.").
Rot mittels Krapp (auch so ein wunderbares Wort), Grün noch am einfachsten, denn es gibt viele grünfärbende Pflanzen (wer schon mal Grasflecken in seiner weißen Hose hatte …), unter ihnen auch die sowieso vielgeliebte Brennnessel.
Blau ließ sich nicht so einfach färben, hierfür musste Färberwaid in einer alkalischen Lösung reduziert werden (meistens Urin), damit der Farbstoff löslich wurde. Das eingelegte Gewand bzw. die eingelegte Faser wurde zuerst grün und erhielt erst nach der Oxidation an der Luft seine blaue Farbe.
Kostbarste Farbe (für lange, lange Zeit) war Purpur, das aus der Purpurschnecke gewonnen wurde. Bei den Römern war diese Farbe dem gemeinen Volk verboten (und soundso nicht leistbar). Im alten Rom war ein purpurner Streifenbesatz den Senatoren vorbehalten, später trugen Kaiser Umhänge dieser Farbe. Für 1 Gramm Purpurfarbstoff mussten 12 000 Schnecken getötet, in Salz eingelegt und geköchelt werden.
(Die Entdeckung des Purpur ist eine nette Legende über den Helden Herakles. Er stellte einer Nymphe nach und als sein Hund in eine Schnecke biss und sich seine Lefzen purpur färbten, erklärte die Nymphe, Herakles erst wieder empfangen zu wollen, wenn er ihr ein Kleid in jener Farbe verschaffe. Die Macht der Frauen …)
Bunt waren sie also und in Hosen gekleidet, die Kelten. Braccae nannte man die Hosen, wie wir schon im Post über die keltische Sprache gehört haben. Das Material war natürlich natürlich – Wolle oder Leinen, Nesselstoff oder andere Pflanzenfasern.
Und allein so einen Stoff herstellen … Da müssen erst mal Schafe geschert werden, das Vlies gewaschen (immer wieder faszinierend, wie schwer so ein Schafsvlies wird, wenn es nass ist …), kardiert und gesponnen werden. Damals noch nicht am effizienten Spinnrad, sondern mit der Handspindel. Dann hat man mal einen Faden … Bei den Pflanzen, z. B. Leinen, musste die geerntete Pflanze getrocknet, dann gedörrt werden (in Tau oder Wasser gelegt), dann die inneren Fasern herausgearbeitet werden – was sehr mühselig in mehreren Arbeitschritten geschah --, dann ebenfalls versponnen; auch hier dann das Ergebnis: ein Faden …
Diese Fäden wurden dann gewebt, sei es als Brettchenweberei zu schmalen Bändern (Gürteln, Haarband etc), sei es auf einem Gewichtswebstuhl zu breiten Stoffbahnen. Ich habe einmal für das Keltenmuseum am Kulm einen Gewichtswebstuhl bespannt, mit einem sehr groben Material (was vom Museum so gewünscht wurde), und selbst das war eine sehr langwierige Arbeit. Kein Wunder also, dass es unüblich war, viel Gewand zu besitzen bzw. dass nur hochstehende Leute sich eine reichhaltige Garderobe leisten konnten. Und der Reichtum des Besitzers bestimmte auch, wie aufwändig der Stoff und das Gewand verziert waren – es gab golddurchwirkte Borten (brettchengewebt), Pelzbesatz, oder am anderen Ende einfach grob gewebten Stoff ...
Zu den Hosen trug der keltische Mann ein Oberteil, aus geraden Bahnen geschnitten (wer wird mühsam gewebten Stoff für Abnäher und Rundungen wegschneiden), ärmellos, kurzärmelig oder langärmelig. In vielen Büchern findet sich hierfür der Begriff Tunika, da es sich so in römischen Schriften findet. Was logisch ist, denn diese Form von Oberbekleidung kannten die Römer ja aus ihrer eigenen Heimat. Der keltische Begriff wird mit Camisia wiedergegeben. Dazu noch einen Umhang – sei es ein gerades Stück Tuch, mit einer Fibel (eine Art kunstvolle SIcherheitsnadel) gehalten, sei es ein Cucullus (eine Art Mantel mit Kapuze). Und untenrum Bundschuhe, die sich leicht aus einem Stück Leder herstellen ließen (aber dafür nicht besonders lange hielten, da die Sohle nur eine Schicht Leder war).
Frauen trugen nicht viel anderes – ihre Camisia war knöchellang und diente als Unterkleid, darüber zwei gerade Stoffbahnen, die an den Schultern mit Fibeln und in der Taille mit einem Gürtel gehalten wurden – Peblos nannte sich das Ganze – und schon war Frau ausgehbereit.
Obenauf, wie man auf einigen Reliefen sieht, trug Frau oft die sogenannte norische Haube, deren ganz genauer Aufbau durchaus Thema für Diskussionen ist (waren die Wülste auf der Seite aus Stoff oder stellen die Wülste auf den Reliefs die Haare der Frau dar?). Männer sieht man – neben den Helmen der Krieger – oft großkrempige Hüte tragen (der Sombrero Norikums...) oder, dies auch aus Funden belegt, kleine konische Hüte aus Leder oder Birkenrinde.
Und dazu, wer es sich leisten konnte, Schmuck … viel Schmuck. Die Kelten liebten Schmuck, weshalb ich dem einen eigenen Post widmen werde.
Die Kelten kannten auch eine Form des Strickens. Der älteste Fund eines Nadelbinde-Werkstückes stammt in Deutschland aus der Mittelsteinzeit. Nadelbinden wird heute noch in Skandinavien praktiziert und hat von dort aus auch einige HandarbeiterInnen weltweit "infiziert". So kann man davon ausgehen, dass die Kelten bei kaltem Wetter durchaus etwas wie Socken, Handschuhe oder Hauben kannten.
Ledergewand hingegen, Ledertuniken oder Lederkleider, wie wir sie oft in Filmen über die Epoche oder auf Veranstaltungen finden, waren laut einer befreundeten Archäologin eher die Ausnahme. Leder ist unpraktisch, da es viel Pflege bedarf, vor allem sobald es nass und damit steif und bockig wird. Und Leder herzustellen ist aufwändig und – trotz der vielen Arbeitsschritte, die für eine Bahn Stoff nötig sind – wesentlich komplizierter als Wolle oder Hanf zu verarbeiten. Da muss gegerbt werden (entweder pflanzlich, was etwa 6 Wochen dauert, oder mit Hirn – typisch geniale Leistung der Natur: das Gehirn des Tieres reicht meistens genau aus, um seine Haut zu gerben), dann das Leder geschmeidig gehalten werden … Natürlich wurde die Tierhaut verwendet, z.B. als "Fensterglas", aber höchstwahrscheinlich nicht in dem Ausmaß, wie es uns sogenannte historische Filme glauben lassen.
Wolle und Pflanzenfasern, das war der Schwerpunkt.
Aus eigener Erfahrung (Gewandung in meiner Zeit als Mitarbeiterin eines Keltendorfes) kann ich sagen, es war eine sehr bequeme Kleidung. Kein Vergleich zu Kleidern mit Korsett oder selbst modernen "Business-Kostümen".
Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.
Kommentar schreiben