
Hallstatt, bzw. der Salzberg, der zu Hallstatt gehört, ist weltberühmt. Seit 7000 Jahren wird aus dem Bergmassiv im Salzkammergut Salz abgebaut. (Und der Ort Hallstatt ist so beliebt, dass die Chinesen ihn in China nachgebaut haben und die Bewohner Hallstatts während der Touristensaison so gut wie kein Privatleben haben.)
Wenn man die Landkarte betrachtet, so ist es spannend zu sehen, wie die Bergwerke und Abbaustätten im Laufe der Jahrhunderte gewandert sind. So baute man in der Bronzezeit eigentlich sehr weit oben am Berg ab, hatte jedoch eine industriell anmutende Fleischproduktion wesentlich weiter unten, oberhalb des Rudolfturms, um die Bergarbeiter zu versorgen – aber gewiss auch, um das Salz gleich vorort zur Erzeugung von haltbaren Surfleisch zu nutzen, das dann so wie das Salz gewinnbringend weiterverkauft werden konnte.
Abgebaut wurde das Salz mit Knickbeilen – eine Knieholzschäftung mit einem bronzenen Pickel. Für Licht im Berg sorgten Kienspäne. Es wurden auch schon Handleder – wahrscheinlich zum Schutz der Hände beim Bedienen des Förderseils – aufgefunden und vor allem der Sensationsfud einer Treppe.
Salzbergwerke sind ja ein Paradies für Archäologen, denn das Salz konserviert alles, von Stoffen bis hin zu Essensresten und Exkrementen. So haben wir Mützen, Rucksäcke, Bastseile …
Doch ab der Zeit von 1245 v. Chr. gibt es keine Funde mehr in diesem Bereich – höchstwahrscheinlich hat ein Bergrutsch die Stollen unbenutzbar gemacht.
Auch fehlen uns für die gesamte Bronzezeit Siedlungsspuren über Tag – wo haben die Bergarbeiter und ihre Familien gelebt?
Erst für das 9. Jahrhundert v. Chr. haben wir wieder Fundstücke am Salzberg – diese aber in einem anderen Bereich als dem bronzezeitlichen „Christian von Tuschwerk“, nämlich weiter bergabwärts, zwischen dem alten bronzezeitlichen Werk und der Fleischindustrie. Wir befinden uns nun in der älteren Eisenzeit und kommen in die Blüte von Hallstatt. Aus dem neuen Material – Eisen – konnten wesentlich widerstandsfähigere Werkzeuge gebaut werden. Die Wirtschaft der Hallstätter florierte, kulturelle Impulse aus dem Süden und Osten schlugen sich in Form von Schmuck nieder.
Immer noch wurde mit Pickeln auf Knieholzschäften abgebaut, nun aber in einer besonderen, für Hallstatt damals typischen Form: in großen, Herz-förmigen Brocken (man könnte auch Pobacken-förmig sagen, aber das klingt nicht so hübsch).
Wunderbare Funde von Stoffresten zeigen uns, wie vielfältig und bunt die damalige Webkunst war.
Und aus dieser Zeit stammt auch das berühmte Hallstätter Gräberfeld. Bereits im 17. Jhdt wurden erste Funde gemacht, die großen Ausgrabungen begannen aber 1846 mit Bergmeister Johann Georg Ramsauer – gelernte Archäologen waren damals noch nicht vorort.
Nach Schätzungen befinden sich etwa 5000 bis 6000 Gräber auf dem Plateau im Hochtal – Arbeit für viele Archäologen für viele Jahrzehnte! Die reichen Schmuckbeigaben in vielen der Gräbern zeigen deutlich den Reichtum der Hallstätter Bewohner.
Im Bergwerk selbst finden wir Essengeschirr, Exkremente, Speisereste, gebrochene Knieschäfte, Kochlöffeln, Schaufeln …
Aufgrund dieser vielfältigen Funde wurde die gesamte Epoche nach dem Ort Hallstattzeit genannt.
Auch das Bergwerk der älteren Eisenzeit dürfte durch einen Bergrutsch zum Erliegen gekommen sein.
Erst in der jüngeren Eisenzeit (der sogenannten LaTene Zeit) stoßen wir dann wieder auf Bergbau- und Siedlunsgspuren, nun aber wesentlich weiter oben am Berg, bei der sogenannten Dammwiese. Ein unwirtlicher Ort, ursprünglich ein Hochmoor, das drainagiert wurde, schwer zugänglich und daher auch schwierig, die Bergarbeiter zu versorgen. Warum man dorthin auswich, ist ungewiss (der heutige Bergbau findet etwas unterhalb jenes der späten Eisenzeit statt, also etwa in dem Bereich, in dem sich in der Bronzezeit die Surbecken für die Schweine befanden).
Es ist dieser Bereich, die Dammwiese, die in unserem Krimi eine bedeutende Rolle spielt, ebenso wie der Bereich beim Gräberfeld.
Wie lange dieser Bergbau bei der Dammwiese Bestand hatte, wissen wir nicht. Da aber die Römer rund um die Zeitenwende am See unten den heutigen Hallstätter Ortsteil Lahn besiedelten, es aber keine Spuren für römischen Bergbau am Salzberg gibt, kann man wohl davon ausgehen, dass die Siedlung der Jüngeren Eisenzeit auch noch bis in die römische Zeit Bestand hatte und die Römer nur die Kontrolle über den Salzhandel übernahmen.
So viel die Salzstollen im Salzberg an faszinierenden Funden schon zutage gefördert haben, so viel liegt auch noch im Verborgenen.
Mit unserem doppelt-historischen Krimi „Die Toten vom Salzberg“ versuchen wir ein Bild zu schaffen, wie es im letzten Jahrhundert v. Chr. auf der Dammwiese gewesen sein könnte, und zeigen gleichzeitig, wie es bei den Ausgrabungen rund um 1887 zugegangen sein mag … Wir können nicht zeitreisen (leider), aber wir können dennoch diese Zeiten auferstehen lassen.
Wer sich für die Forschungen rund um den Salzberg interessiert, dem seien neben einem Besuch folgende Bücher wärmstens empfohlen:
Kern, Anton, Lammerhuber, Lois (Hg.): Hallstatt 7000. Edition Lammerhuber, Baden 2010.
Kern, Anton u.a. (Hg.): SALZ-REICH. 7000 Jahre Hallstatt. Verlag des Naturhistorischen Museums Wien (3. Aufl.), Wien 2020.
Wer sich mehr in die fiktive Welt der Ausgrabungen und des Ausgegrabenen stürzen will, dem empfehlen wir
Wieser, Gudrun, Wiesler, Marion: Die Toten vom Salzberg. Pragantia Books, 2025
Leskovar, Jutta: Die Salzberggöttin. Gmeiner, 2023
Leskovar, Jutta: Die Salzbergerbin. Gmeiner, 2024


Hallstatt, 1887 und Hallstatt, 37 v. Chr.
Zwei Frauen in zwei unterschiedlichen Epochen. Die eine kämpft gegen die Vorurteile ihrer Archäologen-Kollegen, die andere gegen den Zorn des Berges.
Beide setzen ihre Füße auf die selben Flecken Erde in Hallstatt, getrennt durch 2000 Jahre.
Was die eine bei Ausgrabungen findet, hat die andere in Händen gehalten.
Und beide werden in ihrer Zeit in mysteriöse Todesfälle verwickelt...
Genieße mit "Die Toten vom Salzberg" einen ungewöhnlichen, doppelt-historischen Krimi im geschichtsträchtigen Hallstatt und lass dich in die Verstrickungen ziehen, die der Berg für seine Bewohner bereit hält!
Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.
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