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Was trugen Kelten drunter?

 

Unterwäsche ist durch den Großteil alle Epochen ein Thema, das nicht großartig erwähnt wird. Funde aus der Keltenzeit gibt es auch keine, gibt es doch auch schon vom Obergewand bestenfalls kleine Stoffreste. Wie immer leidet die Archäologie auch bei diesem Thema an der Naturverbundenheit der Kelten, die großteils organische Materialien für alle Bereiche ihres Lebens verwendeten.

So müssen wir uns dem Thema Unterwäsche bei den Kelten über Rückschlüsse und Logik annähern.

 

Betrachten wir erst einmal männliche Unterwäsche.

Selbst bei Naturvölkern ist es durchaus üblich, Penisfutterale oder Lendenschurze zu tragen. Das männliche Glied ist ein empfindliches Ding und will gut geschützt sein.

Von Kilt-Trägern im Bekanntenkreis weiß ich, dass ein Kilt „unten ohne“ durchaus unangenehm sein kann. Ob das Reibungs-Wundsein daran liegt, dass heutige Kiltträger einfach nicht an unten ohne gewöhnt sind, oder es tatsächlich ein grundsätzliches Problem ist, kann ich als Frau nicht beantworten, kenne aber durchaus das Thema reibender Oberschenkel im Sommer … muss man nicht haben, sucht man gerne eine Lösung dafür.

Wir wissen, dass die Römer durchaus Unterwäsche kannten. Männer (ob manche oder alle sei dahingestellt) trugen Lendenschurz-ähnliche Teile, eine Stoffbahn, die vorne und hinten durch einen Gürtel gesteckt wurde. Dies ist eine Form der Unterhose, die noch lange Bestand hatte.

Die Kelten trugen nun im Gegensatz zu den Römern Überhosen, die Braccae, ihr bestes Stück war also ohnehin geschützt. Als Reitervolk legten sie da gewiss großen Wert darauf, zumindest stelle ich mir das sehr unangenehm vor, unten ohne auf dem Pferd zu reiten. Für sie waren Unterhosen dementsprechend nicht so wichtig wie zB für die römischen Soldaten in ihren Röckchen.

Von der rein praktischen Seite her – und die sollte man immer betrachten – wären Unterhosen wohl sogar umständlich gewesen. Auch wenn Abbildungen auf Situlen die Kelten in derartig engen Hosen darstellen, dass man versucht ist, an gestrickte oder nadelgebundene Materialien zu denken, so waren die Braccae wohl aus unelastischem Leinen mit einem Bindeband. Darunter dann ein Lendenschurz, bei dem der Stoff von einem Gürtel gehalten wird – da das beste Stück herauszuwursteln, machte wohl jedes Wasserlassen zu einer mühsamen Angelegenheit.

Meine Vermutung wäre daher, dass keltische Männer keine Unterhosen unter den Braccae trugen.

 

Und die Frauen?

Frauenunterwäsche ist zumindest untenrum noch seltener als Männerunterhosen, durch die ganze Geschichte hindurch (auch wenn historische Filme uns versuchen weiszumachen, dass knielange Spitzenhosen allzeit „in“ waren. Wenn, waren selbst diese zumeist zwei Röhren ohne Verbindung im Schritt) Auch das hat ganz praktische Gründe. In Zeiten, da es noch keine Toiletten gab, sondern man sich hinter dem nächsten Busch erleichterte, war es ohne Unterhose wesentlich einfacher. Man musste nur seinen Rock ein wenig auseinanderbreiten, sich hinhocken und rinnen lassen. Je voluminöser und weiter die Röcke, umso unwahrscheinlicher, dass Unterhosen getragen wurden. Wer schon jemals ein prächtiges Braut- oder Ballkleid trug, weiß, wie mühsam es ist, unter all dem Stoff die Unterhose hinunterzuziehen. Ohne dabei seine privaten Teile dem Tageslicht preiszugeben, weil man den Rock bis zur Taille raffen muss, geht es kaum. Einzige Ausnahme dieser weite-Röcke-keine-Unterhosen Regel ist die Zeit der Krinolinen. Hier wurden durchaus Unterhosen getragen, denn ein Windstoß konnte schon das Rockungetüm so kippen lassen, dass frau nackt dastand.

Was bedeutet das für die Keltinnen? Ihr Leibhemd und ihr Peplos konnten eng oder weit sein, theoretisch wären Unterhosen möglich, dennoch im Alltag unwahrscheinlich. Die Römerinnen trugen Slip-artige Dinge (zwei Dreiecke, die an den Seiten zusammengebunden wurden), wenn sie Sport trieben. Wenn wir davon ausgehen, dass es stimmt, dass auch Keltinnen Kriegerinnen sein konnten und zu Pferd ritten, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sie zumindest dann ähnliche Unterhosen trugen. Oder Braccae wie die Männer unter ihren Kleidern.

(Im Zusammenhang mit Unterhosen und Frauen kommt auch immer das Thema Menstruation auf, das ich in einem anderen Blogartikel behandeln werde.)

Frauenunterwäsche besteht aber in unserem Kopf ja nicht nur aus der Unterhose, sondern auch einem BH. Auch hier wissen wir, dass die Römerinnen durchaus Brustbinden trugen. Ich nehme an, dass auch Keltinnen, zumindest solche mit größerer Oberweite, zu solchen Binden griffen, wenn ihnen ihr Busen unangenehm locker baumelte. Aber auch heute sind Frauen da ja sehr unterschiedlich, die einen bevorzugen die Enge eines BHs, die anderen schwingen gerne frei.

Und das ist ja auch das Schöne bei den Kelten: diese Kultur bestand aus vielen Stämmen, von denen wohl jeder seine eigenen Sitten und Regeln hatte. Und die Menschen selbst waren wesentlich individueller und unterschiedlicher in ihrer Gewandung, diesen „Eigensinn“ liest man ja schon in den Beschreibungen der Schlachten heraus. Die Römer, einheitliche Uniform, einheitliches Benehmen, die Kelten ein wilder Haufen.

Dementsprechend wollen wir ihnen auch bei der Unterwäsche ihre individuellen Geheimnisse lassen und uns als moderner Mensch einfach nur bewusst sein, dass Slips, Tangas und Boxershorts etwas sehr Neues sind.

 

Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.

 

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