Irgendwie haben wir meist das Bild im Kopf, dass die Menschen auch lange nach der Steinzeit großteils Jäger waren und sich von Reh, Wildschwein und anderen wilden Tieren ernährten. Das scheint einfach stimmig zu sein. So sehen wir es auch in allen Asterix Bänden.
Doch wenn wir die Abfallgruben keltischer Siedlungen betrachten (auch der Kelte entsorgte seinen Müll geordnet), so stellen wir fest, dass die meisten Knochen von Hausschwein, Schaf, Ziege, Kuh oder Hund stammen.
Ja, Hund wurde gegessen. Ebenso wie Pferd.
Mehr, als Reh, Wildschwein oder Wisent.
Schon ehe der Mensch sesshaft wurde, begann er, Tiere zu züchten und in Gehegen zu halten oder mit seinen Herden mitzuziehen. Das war praktisch – man denke an frische Milch zum Frühstück – und auch wesentlich sicherer. Jagd war gefährlich. Mit Pfeil und Bogen oder Speer sich einer Wildsau nähern ist kein Sonntagsspaziergang. Die Biester können ganz schön wütend werden, wenn man sie nur verletzt und nicht mit dem ersten Treffer tötet. Und oft lag dann statt dem Keiler der Jäger tot am Boden oder war schwer verletzt. Und damals gab es noch keine Flugrettung und kein Spital mit OP rund um die Uhr. Warum sollte man dieses Risiko eingehen, wenn der leckere Schweinebraten friedlich grunzend sich im hauseigenen Pferch suhlte?
Außerdem ist Jagd ein zeitintensives Unterfangen. Zu Zeiten der Kelten war es schließlich nicht wie bei Kaiser Franz Joseph, dem von den Jägern die Beute vor das Gewehr getrieben wurde, damit er seinen Abschuss hatte, wann immer er ihn wollte. Der Kelte musste seine Beute erst einmal aufspüren, sie oft durch dichtes Unterholz verfolgen und ging oft leer aus, wenn das Tier seinen Duft aufnahm und sich aus dem Staub machte. In einem reich bewaldeten Gebiet wie hier war es wohl kaum üblich, wie in Australien Tiere zu Tode zu rennen. Dort trabte der Jäger dem Tier durch die Steppe hinterher, scheuchte es auf, wenn es sich erschöpft hinlegte (die meisten Tiere können nicht schwitzen und benötigen daher nach einem kurzen Sprint eine Pause, während ein Mensch sich gut zum Langstreckenläufer eignet), folgte seiner Spur, scheuchte es wieder auf … bis es tot zusammenbrach.
Die Jagdszenen, die wir also auf einigen Reliefs finden, zeigen daher gewiss keine Bauern und schlichte Handwerker, denen hätte die Zeit für eine Jagd gefehlt. Krieger nutzten in friedlichen Zeiten wohl die Jagd, um »im Training« zu bleiben und sich vielleicht auch die Zeit zu vertreiben. Bei Initiationsriten der jungen Männer zählte die Jagd zu den Prüfungen, hier ging es aber auch darum, sich rasch und leise durch den Wald zu bewegen, ohne dass die Frisur in Unordnung kam.
Das Thema Jagd ist also eines, bei dem Asterix und Obelix das Bild der Kelten nicht korrekt wiedergeben … aber das verraten wir Obelix lieber nicht, dass er ohne seine Wildschweine auskommen muss.
Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.
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