Vor Jahren war ich schon einmal auf der Burg Deutschlandsberg und weil mich die dortige Ausstellung »Mythos Kelten« damals so fasziniert hat, habe ich ja auch den Sitz des (Hoch)Königs Voccio in meinem ersten Keltenroman »Culm 27 v. Chr.« irgendwo in der Umgebung von Deutschlandsberg angesiedelt. »Bragnreica«, was in etwa die keltische Übersetzung von Deutschlandsbergs alten Namen »Wiesenbach« ist, ist dennoch ein fiktiver Ort und kein Mensch weiß, wo Voccio tatsächlich seine Festung hatte (oder ob er überhaupt eine Festung hatte, schließlich gibt es nur einen einzigen Hinweis auf Voccio als norischen König in Caesars »Bello Gallico«).
Interessanterweise hat ganz unabhänig von mir ein amerikanischer Autor, der mich vor einiger Zeit kontaktiert hat, den Voccio seines Drehbuches auch in Deutschlandsberg verortet … vielleicht aus den gleichen Gründen wie ich? Oder ruft tatsächlich der historische Voccio durch die Jahrtausende hindurch zu uns?
Auf alle Fälle habe ich heute einen Recherche-Ausflug nach Deutschlandsberg gemacht, ehe ich die Überarbeitung des ersten Bandes der neuen Serie angehe, der genau dort spielt.
Ich hatte es ein wenig anders in Erinnerung … :-)
Was nun nicht das große Problem ist, denn ich behaupte ja nie, dass Voccios Festung genau dort ist, wo heute die Burg steht.
Und ich musste wieder einmal feststellen, dass es zu »meiner« Keltenepoche, der späten Latenezeit, wesentlich weniger Funde gibt als zu den Jahrhunderten davor. Und da die Noriker zu der Zeit, ehe sie 15 v. Chr. ins Römische Reich eingegliedert wurden, regen Handel mit den Römern trieben und auch in der Eisenherstellung als überaus aktiv galten, denke ich, der Mangel an Fundstücken liegt nicht an einer brachliegenden Landschaft der damaligen Zeit, sondern an einer brachliegenden Ausgrabungskultur der heutigen Zeit ...
Was schade ist, denn es wäre doch so schön, mehr über unsere Vorfahren zu wissen ... und nicht immer auf die Funde aus Deutschland oder gar England zurückgreifen zu müssen, um sich ein Bild zu machen.
Leider muss ich auch sagen, dass die Austellung mich nicht mehr so gepackt hat wie vor Jahren.
Aber so manches hat mich doch wieder fasziniert.
Weniger all die Lanzenspitzen, Schwerter und Tongefäße.
Sondern all das »Kleinzeug«. All diese Dinge, die keinen primär praktischen Nutzen zu haben scheinen.
Ich ertappe mich in solchen Momenten selbst dabei, dass ich meine Kelten für schlichter und mehr »no-nonsense« halte, als sie wohl waren. Was ich damit meine? Da in den Vitrinen, da liegen kleine Figürchen aus Bronze, immer als »Votivgaben« bezeichnet. Aber wer weiß, vielleicht waren das ja die Überraschungseier der Eisenzeit? Oder zumindest Sammelobjekte wie früher die Hummelfiguren, die ganze Regale im Haus meiner Großtante füllten. Vielleicht waren es auch Glücksbringer, etwas, das man seinem Liebsten schenkte, wenn er in die Schlacht zog. Seinen Kindern mitgab, wenn sie zu einem entfernten Verwandten geschickt wurden.
Auf alle Fälle Dinge, die weder Gebrauchsgegenstände noch Schmuck sind, sondern »Zeugs«, Dekogegenstände. Was wieder den angeblich so schlichten, schmucklosen Häusern widerspricht, die man so oft in der Literatur findet. (siehe HIER)
Ebenso faszinierend winzig waren ein paar Fibeln – wie fein musste wohl der Stoff sein, den die zusammenhielten? Sofort denke ich an Puppenkleider. Oder feine Seide.
Und auch manche der Münzen waren so klein, kleiner als unsere alten 1 cent Stücke. Die hätte ich ja andauernd verloren …
Ja, im Großen und Ganzen hat dieser Ausflug heute nichts Neues erbracht, aber im Kleinen und Feinen dann doch …
(und zum Schluss noch etwas, das zwar vor meiner Keltenepoche liegt, aber das ich einfach – witzig gefunden habe ...)
Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.
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Sabine Siebert (Montag, 28 Juni 2021 17:09)
Hallo liebe Marion,
vielen Dank für diese interessante und spannende Post. Ich bewundere deine Vielseitigkeit und deine Ausdauer, so viele verschiedene Bücher zu schreiben und gleichzeitig an unterschiedlichen Projekten zu arbeiten. Gratulation und weiter so! Ich freue mich ganz besonders auf deine neuen Keltenromane.
Ganz liebe Grüße Sabine
Marianne (Samstag, 03 Juli 2021 10:31)
liebe Marion
lese immer gerne deine Post und alle deine Bücher. Jetzt ganz bequem im e-book.
und so freue ich mich auf den Herbst und die neuen Romane von dir.
(da sie nicht so blutrünstig sind wie einige andere.)
Ganz herzlichst Marianne und
Namaste
Duller ernest (Freitag, 19 Juli 2024 04:50)
Danke für deinen ersten keltenroman . Im Urlaub am millstättersee nächtens als e-book verschlungen.
Salve edle Geschichtenerzählerin