Die Kelten haben keine schriftlichen Texte hinterlassen und doch wagen wir zu behaupten, dass sie eine gemeinsame Sprache sprachen und meinen, diese teilweise zu kennen?
Ja, denn es gibt auch heute noch Gebiete, wo sich "die Kelten" gehalten haben -- die Bretagne, Irland, Wales z. B. -- und wenn man deren Sprachen (also nicht Englisch und Französisch, sondern Irisch, Gaelisch und Bretonisch) vergleicht, stößt man auf viele Wörter, die einander trotz der geografischen Entfernung so ähnlich sind, dass sie aus dem alten Keltischen stammen müssen.
Zusätzlich haben kluge Leute aus einigen schriftlichen Bruchstücken Wörter rekonstruiert, es gibt sogar ein ganzes "Altkeltisches Wörterbuch" (es findet sich HIER) für das Heinrich Tischner Wörter aus griechischen und lateinischen Texten und Inschriften gesammelt hat. Es befinden sich darin eigentlich wenig Alltagssprachen-Begriffe, diese wurden, nehme ich an, in den lateinischen und griechischen Texten auf Latein und Griechisch geschrieben, und nur jene Wörter, die "keltentypisch" waren und den Griechen und Römern vielleicht nicht vertraut, wurden "im Original" wiedergegeben. Dies ist zumindest meine Vermutung, warum wir hier so gut wie keine Verben, aber viele Pflanzen und Tiere (Rübe, Lachs, Apfelbaum, Haubenlerche ...) finden.
Ich kann nicht garantieren, dass dieses Wörterbuch in allen Begriffen richtig liegt, aber ich hatte schon viel Vergnügen damit, wenn ich Inspirationen für die Namen meiner keltischen Charaktere oder Orte suche. So hieß Deutschlandsberg, wo ich Voccios Herrschersitz hingesetzt habe, früher Wiesenbach. Beide Wortteile finden sich in Tischners Wörterbuch und so entstand Bragnreica. (und ja, ich weiß, dass die meisten Voccio am Magdalensberg vermuten. Für meine Romane gefiel mir Deutschlandsberg besser und so lasse ich Voccio erst als "Alterssitz" gen Magdalensberg wandern ...) Oder jene Siedlung, die tatsächlich am Kulm bei Weiz existiert hat, deren Name uns aber nicht bekannt ist: Ardudunum in meinem Buch "Culm 27 v. Chr." von ardu: hoch und dunom: befestigte Stadt.
(Wer Lust hat, kann sich auch aus den vielen vorhandenen Eigenschaftswörtern seinen eigenen keltischen Namen bilden. Schreibt doch in die Kommentare, wie ihr bei den Kelten gerne geheißen hättet!)
Einige Wörter keltischen Ursprungs finden sich auch in unserer heutigen Sprache noch wieder -- durch die Jahrhunderte hindurch manchmal leicht verändert. So gehen die englischen Reithosen, die breeches, auf die keltischen bracae zurück. Unsere Beamten im Amt auf ambactos (Dienstmann, Bote), ebenso wohl der Ambassador. Auch unser Kapital hat mit den Kelten zu tun und damit, dass sie einst die Sense erfanden. Durch die Sense war es möglich, wesentlich mehr Heu zu machen als mit der Sichel. Mehr Heu bedeutete, mehr Tiere durch den Winter füttern können, mehr Tiere durch den Winter füttern, bedeutete mehr Kälber etc im Frühling. Caput war das Rinderhaupt. Mehr Rinder, mehr Kapital, quasi (somit war Noricum so etwas wie der Vorläufer der riesigen texanischen Rinderranches ...)
Canna - Kanne, crama - Creme, Sahne, die Göttin Danu, die wir in der Donau finden ..., goros - gern, launos - fröhlich, guter Laune ...
Mein allerliebster keltischer Ausdruck, den wir heute noch verwenden, ist der Slogan, heute aus jedem Marketingseminar und der Werbung bekannt. Ursprünglich bedeutete das Wort "Schlachtruf" ...
Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.
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Marie Luise (Dienstag, 29 September 2020 09:58)
Mein neuer Name, nach keltischem Alphabet, lautet: Goros Launos(sa),
„sa“ deshalb, weil das doch eher weicher klingt
Danke für Ihre monatlichen Briefe. Sie entheben mich jedesmal in eine andere Welt.
Marion Wiesler (Dienstag, 29 September 2020 11:42)
Liebe Goros Launosa!
Das freut mich sehr!!